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Norwegische Stabkirchen
+ 1 SteinkircheKarte mit Stabkirchen
Stabkirche Borgund
Mit seinen Holzbauten - insbesonderen mit den einzigartigen Stabkirchen - leistete (und leistet) Norwegen einen wichtigen Beitrag zur Architekturgeschichte der Welt. Die mittelalterliche Sakralarchitektur wurde dabei der Holzbauweise entsprechend den spezifischen Materialeigenschaften sowie den Fertigkeiten und Erfahrungen der Erbauer angepasst. Mehr als 1000 Stabkirchen sollen in Norwegen im Mittelalter errichtet worden sein, die meisten in der Zeit vom 12. Jahrhundert beginnend bis etwa 1350. Danach wurden vergleichsweise wenige Stabkirchen neu errichtet, was sicherlich auch in dem Bevölkerungsrückgang infolge der großen Pestepidemie um 1349/50 seine Ursache hat. In den folgenden Jahrhunderten verfielen die hölzernen Kirchen, sie wurden abgerissen, manchmal durch größere oder auch durch Steinbauten ersetzt. Es ist dem aufkommenden Geschichtsbewusstsein im 19. Jahrhundert und dem Engagement einzelner zu verdanken, dass nicht noch mehr dieser Kirchen verloren gingen. Heute werden noch 29 norwegische Stabkirchen gezählt - 28 davon in Norwegen selbst und eine nach Polen versetzte.*) Etwa 50 weitere nicht erhaltene Stabkirchen sind dokumentiert, auch befinden sich einzelne Bauteile in Museen.
Die mittelalterlichen Baumeister legten Wert auf Qualität, nur erstklassiges Holz wurde für den Bau verwendet. Deshalb konnten die Holzkirchen auch Jahrhunderte lang Stürmen und Wetter trotzen. In unserer Zeit kümmern sich Denkmalpflege und Altertumsverein Norwegens um das Kulturerbe. Schauen wir uns ein wenig um!
*) Als 1841 die Stabkirche von Vang abgerissen werden sollte, kaufte sie der preußische König und ließ die Kirche in Schlesien (heute Polen, bei Karpazc) wieder aufbauen.
Am Sognefjord in Norwegen: Die Stabkirche Kaupanger
Sognefjord
Die Stabkirche in Kaupanger am Sognefjord wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Nach der Restaurierung in den 1960er Jahren wurde ihr früherer Zustand weitgehend wiederhergestellt, so dass die Kirche ihren ursprünglichen Eindruck bewahrt. Im Innern beeindrucken besonders die neun hochaufragenden Holzsäulen auf jeder Längsseite. Diese sind durch Bögen miteinander verbunden.
Die Kirche besitzt einen pittoresken Dachreiter; zwei einfache Vorbauten schützen die Eingänge. Kanzel, Altartafel und Epitaphe im Innern stammen aus dem 17. Jahrhundert. Die Holzbänke stammen aus den 1960er Jahren, sie passen sich gut in den Innenraum ein.
Die Stabkirche Undredal
Wir bleiben noch am Sognefjord, dessen großartige Landschaft der Stabkirche Undredal einen höchst malerischen Rahmen verleiht. Die weiß gestrichene Gemeindekirche hat auf den ersten Blick viel Ähnlichkeit mit den typischen Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde entdeckt, dass es sich hier um eine mittelalterliche Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert handelt. Die Fenster wurden im 19. Jh. vergrößert.
Die Stabkirche in Borgund
"Borgund ist die Stabkirche der Stabkirchen, denn sie ist die authentischste von allen." (*)Die Kirche Borgund diente daher sowohl als Vorbild für andere Bauten als auch für Rekonstruktionen, so dass Kirchen dieser Art als vom Borgund-Typ bezeichnet werden.
Die Kirche besteht aus dem Kirchenschiff, dem abgesetzten Chor und einer halbrunden Apsis. Ein Laubengang umzieht außen das gesamte Gebäude, einschließlich Chor und Apsis.
Über dem Laubengang setzt die mehrstufige Dachkonstruktion an, wird dann über die Seitenschiffe und das Hauptschiff fortgeführt und durch Dachreiter und Türmchen noch weiter gesteigert. Durch die Staffelung und Vielteiligkeit des Daches wird so eine höchst malerische Höhenwirkung erzeugt, zu der die Drachenköpfe zusätzlich beitragen.
Der freistehende Glockenturm stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Die Kirche besteht aus dem Kirchenschiff, dem abgesetzten Chor und einer halbrunden Apsis. Ein Laubengang umzieht außen das gesamte Gebäude, einschließlich Chor und Apsis.
Über dem Laubengang setzt die mehrstufige Dachkonstruktion an, wird dann über die Seitenschiffe und das Hauptschiff fortgeführt und durch Dachreiter und Türmchen noch weiter gesteigert. Durch die Staffelung und Vielteiligkeit des Daches wird so eine höchst malerische Höhenwirkung erzeugt, zu der die Drachenköpfe zusätzlich beitragen.
Der freistehende Glockenturm stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Laubenumgang
Im Innern des Kirchenschiffs entstehen durch je fünf Masten an den Längsseiten und je vier Masten an den Querseiten vier vom erhöhten Hauptraum abgetrennte Seitenräume (Seitenschiffe). Dabei gehen die beiden mittleren Masten der Längsseiten nicht bis auf den Boden herunter sondern setzen 'schwebend' auf der oberen Balkenlage auf.
Die tragenden Holzsäulen der Dachkonstruktion werden im Innern durch Andreaskreuze stabilisiert, an den oberen Enden der hölzernen Säulen befinden sich geschnitzte Masken.
Die Portale der Stabkirche Borgund
Südportal mit Löwen
Das Südportal ist ebenfalls mit Säulen und Schnitzwerk versehen, hier tragen die beiden Säulen sogar zwei kleine Löwen! Das Schnitzwerk an den Eingängen soll Dämonen und Geistern den Zugang erschweren bzw. diese ganz abwenden (Apotropäik), auch sind die Eingänge deshalb ziemlich schmal und der Westeingang ist darüber hinaus mit einer hohen Schwelle versehen.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde südlich der alten Stabkirche eine neue, größere Kirche für die Gemeinde errichtet, seitdem ist die Stabkirche Borgund Eigentum des Altertumsvereins und eine vielbesuchte "Museumskirche". Für die vielen heutigen Besucher wurde 2005 in unmittelbarer Nähe ein neues Besucherzentrum mit Cafeteria und einer Ausstellung zur Geschichte, Architektur und Rekonstruktion der norwegischen Stabkirchen eröffnet.
Den Besuch der Stabkirche Borgund sollte man auf keinen Fall verpassen! Sie liegt an dem alten Kongevegen, der Ost- und Westnorwegen miteinander verbindet.
Quelle:
*) Zitiert aus: Norwegische Stabkirchen. Ein Führer für die 29 erhaltenen norwegischen Stabkirchen. ARFO forlag for arkitektur og kunst, Oslo; S. 46. (dt. Ausgabe)
Stabkirche Hopperstad (Vik)
Die Stabkirche Hopperstad in der Gemeinde Vik ähnelt auf den ersten Blick außen sehr der Stabkirche Borgund. Das ist auch kein Wunder, denn bei der Restaurierung in den 1880er Jahren diente Borgund als Vorbild. Nach 700 Jahren war die Kirche Hopperstad so sehr verfallen, dass sie abgerissen werden sollte, sobald die neue Kirche in Vik fertig sei. Quasi im letzten Moment wurde die Stabkirche vom Altertumsverein gerettet. Der damalige Vorsitzende, der norwegische Architekt Peter Andreas Blix, hat sie dann umfassend so restauriert, wie wir sie heute noch bewundern können.
Die Stabkirche Hopperstad ist mit dem erhöhten Mittelraum und den Schiffen in ihrer Konstruktion mit Kaupanger und Borgund verwandt. Die hölzernen Säulen im Innern tragen Würfelkapitelle. Auch die Säulenarkaden des von Blix ergänzten Laubenganges tragen Würfelkapitelle. Die beiden Portale sind mit Schnitzereien verziert.
Die Kirche Hopperstad ist Museumskirche.
Die Kirche Hopperstad ist Museumskirche.
Unweit der Stabkirche Hopperstad befindet sich ein weiteres Kleinod der Gemeinde Vik, die
Romanische Steinkirche Hove (Vik).
Ok - das ist zwar nun keine Stabkirche, aber die Kirche gehört mit zu den ältesten Steingebäuden in Norwegen, denn sie soll bereits in den Jahren um 1170 errichtet worden sein. Das Mauerwerk ist sorgfältig ausgeführt, für den Chorbereich wurde regionaler Speckstein verwendet, der nahezu fugenlos verarbeitet wurde. Auch diese Kirche war im 19. Jahrhundert für den Abbruch vorgesehen und wurde durch den Altertumsverein und Peter Blix gerettet. Blix (1831-1901) setzte sich zeitlebens für den Denkmalsschutz ein und hat die Kirche Hove (in der sich auch sein Grab befindet) mit eigenen Mitteln beispielhaft im romanischen Baustil restauriert.
Die Kirche wird vom Altertumsverein (Fortidsminneforeninga) verwaltet. An der Tafel am Eingang kann man die Preise für den Eintritt und die Öffnungszeiten erfahren. Ob man das Eintrittsgeld einfach in die angeheftete Tüte steckt? Leider war dies nicht mehr in Erfahrung zu bringen, für eine Innenbesichtigung war es zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme schon zu spät... und am 18.8. ist die Saison vorbei.
Die Stabkirche Fantoft (Bergen)
Auch die Stabkirche im Stadtteil Fantoft in Bergen ähnelt der Kirche in Borgund, denn sie wurde ebenfalls mit Borgund als Vorbild (wieder) aufgebaut. Ursprünglich stand die Kirche in Fortun (Sogn og Fjordane), bevor sie 1883 abgerissen und nach Bergen "versetzt" wurde.
Die Säulen des Umganges und des Portals sind mit Würfelkapitellen geschmückt. Im Inneren wird man überrascht von den Schnitzereien an den Seitenwangen des Gestühls, sie stellen in der typisch nordischen Art u. a. Szenen aus der Sigurdsage dar.
1992 wurde die Kirche durch einen Brandanschlag mutwillig zerstört. Feuer stellt für Stabkirchen eine große Gefahr dar. Doch bereits 1997 konnte der fertiggestellte Nachbau eingeweiht werden und ist heute für Menschen aus aller Welt überhaupt die erste Begegnung mit dieser besonderen Architektur. Bewahren wir die Natur und die kulturellen Schätze der Menschheit durch respektvollen Umgang vor jeglicher Art von Zerstörung!
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