Romanische Portale und Kapitelle in Sachsen


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Nikolaikirche (um 1240), Dippoldiswalde
Der Fleiß der Bewohner und die reichen Silbererzvorkommen führten frühzeitig zu wirtschaftlichem Reichtum und kultureller Blüte in der heute als Sachsen bezeichneten Region. Dennoch kann man hier im Vergleich zu den klassischen Gebieten der Romanik, wie z. B. in Burgund, am Rhein oder in Sachsen-Anhalt, nur wenige ausgeprägte Architekturbeispiele dieses "Rundbogenstyles" finden. Die meisten Stadtgründungen in Obersachsen erfolgten zwischen 1150 und 1250, die Bauten aus dieser Zeit sind in der Regel nicht unverändert überkommen. Doch auf den zweiten Blick offenbaren sich ganz wunderbare Kostbarkeiten - dabei sind es oft nur einzelne Elemente, wie zum Beispiel die Portale.
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Westportal St. Kilian, Bad Lausick
"Neben den verschiedenen Formen der romanischen und frühgotischen Turmfronten und mit diesen meist eng verbunden, sind es die reichen, mit dekorativem und figuralem Schmuck gestalteten Portale des 13. Jahrhunderts und der folgenden Zeit, die der mittelalterliche Kirchenbau als sichtbares Zeichen bis heute überliefert. Allen voran steht als Höhepunkt der spätromanischen Bauplastik die etwa 1230 entstandene Goldene Pforte in Freiberg. ... Die Portale (des Klosters Altzella) der gleichen Zeit, vom Kapitelsaal und Sommerrefektorium, wurden nach der Säkularisierung des Klosters 1565 in die benachbarte Stadtkirche von Nossen ... eingebaut.  ... Die turmlose Basilika St. Kilian in Lausick besitzt ein vom Elsaß beeinflusstes Westportal mit Blatt- und Tierornamentik aus dem frühen 12. Jahrhundert, St. Nikolai in Geithain ein ausgezeichnetes Westportal der zweiten Hälfte des Jahrhunderts mit drei Stufungen und einem reichen Schmuck an Blatt- und Palmettenornamenten. ... Das Säulenportal von St. Marien in Dippoldiswalde ist spitzbogig und zeigt in der etwas groben Bauplastik neben romanischen auch frühgotische Elemente." (Fritz Löffler, Die Stadtkirchen in Sachsen, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1973)


Das Portal der Burgkapelle in Leisnig

Die Burg Mildenstein in Leisnig liegt trutzig-malerisch auf hohem Bergsporn über der Freiberger Mulde.
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Die erste Burganlage hier entstand bereits in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit ist jedoch nichts mehr erhalten. Erhalten und ältester Teil der Burg ist die Kapelle, ihre Grundmauern und der vordere Teil mit dem Portal stammen aus romanischer Zeit und wurden um 1084 errichtet. Das bemerkenswerte Rundbogenportal enthält im Gewände und an den Bögen eine schachbrettartige Profilierung, das Tympanon ist leer. Bei dem schmalen Portal wurden sowohl Sandstein als auch Rochlitzer Porphyr verwendet.


Das Portal der Kilianskirche in Bad Lausick


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Die Kirche St. Kilian in Bad Lausick ist eine (ursprünglich turmlose) romanische kreuzförmige Pfeilerbasilika vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Der (hölzerne) Vierungsturm wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Wiprecht von Groitzsch ließ die Kirche ab 1105 bauen und gab ihr wohl auch den Titularheiligen St. Kilian. Von den drei Apsiden sind zwei erhalten.
Doch das kostbarste Stück ist das Westportal aus Rochlitzer Porphyr mit seiner Blatt- und Tierornamentik. Im Gewände sind vier (stark verwitterte) Maskenköpfe zu erkennen. Der äußere Portalbogen ist ebenfalls reich dekoriert. Ein Schachbrettfries rahmt das Portal ein.

St. Kilian in Bad Lausigk, Westportal
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Das Westportal der Nikolaikirche in Geithain


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Ob hier einst eine Burganlage gestanden hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Belegt ist nur, dass Geithain 1209 erstmalig als Stadt bezeichnet wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die Nikolaikirche, deren älteste Teile die romanische Turmfront darstellen. Die Kirche steht erhöht, sie wird an drei Seiten von den Mauern der Stadtbefestigung umgeben, wodurch sich ein malerisch-eindrucksvoller Anblick ergibt.

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Nikolaikirche, Innenraum nach O
Im 14. Jahrhundert entstand der polygonale Chor, 1504 entschloss man sich, das Langhaus als dreischiffige Halle (unter Beibehaltung der alten Westtürme und des Chores) neu zu bauen. Die beabsichtigte Einwölbung mit einem vermutlich komplizierten spätgotischen Rippennetzgewölbe ist nicht ausgeführt worden, stattdessen wurde die Flachdecke später durch Andreas Schilling 1594/95 mit biblischen Themen und Bildnissen Luthers und Melanchthons bemalt.

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Das romanische Westportal ist der wesentliche Schmuck (das Fenster ist eine spätere Veränderung) der sonst sparsam mit Rundbogenfriesen und Gesimsen gegliederten Turmfront. Die Gewändestufen werden von Halbsäulen gebildet, die Kapitelle und vor allem der innere Bogen sind mit reichem ornamentalen Schmuck verziert. Bemerkenswert ist außerdem das mit einem Perlstab versehene Bogenfeld (Tympanon) des Portals, dessen Rahmung drei Segmente zeigt. Möglicherweise befand sich hier im Tympanon eine (gemalte?) Dreifigurengruppe. (Peter Findeisen)

Nikolaikirche Geithain, Details am Westportal
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Bei dem roten (rötlich braunen bis grauen) Gestein handelt es sich um den sogenannten Rochlitzer Porphyr (genauer: Porphyrtuff), der bis heute abgebaut wird und in der Region zahlreich verbaut wurde/wird.

Westportal der Stadtkirche St. Marien und Laurentius in Dippoldiswalde

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Dippoldiswalde wird erstmal 1218 genannt, die Stadtkirche enstand im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Von ihrem Aussehen ist wenig bekannt, die heutige Kirche ist eine Hallenkirche mit Sterngewölbe, die um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert neu erbaut wurde. Vom spätromanischen Vorgängerbau blieben die vier Untergeschosse des quadratischen Westturmes, die Turmhalle und das Westportal erhalten. Das schöne Stufenportal aus der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde 1934 restauriert.

Westportal und Kapitelle an der Stadtkirche Dippoldiswalde
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Interessant ist vor allem das Kapitell der rechten äußeren Säule, es zeigt eine (leider stark verwitterte) Figur mit erhobenen Armen:

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zur Goldenen Pforte in Freiberg


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Quellen:
Fritz Löffler, Die Stadtkirchen in Sachsen, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1973
Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad, Architekturführer DDR, Bezirk Dresden,Verlag für Bauwesen Berlin 1979
Peter Findeisen, Geithains Kirchen (Kirchenführer), Hrsg.: Kirchenvorstand des Ev.-Luth. Kirchspiels Geithainer Land, 2006
Günter Wust, Die Burg Mildenstein in Leisnig, VEB E. A. Seemann, Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1987