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Renaissanceportale an Schlössern und Palästen
Schloss Mansfeld, Minenbastei (li.), Schlosskirche (re.)
Treppenturm
Ein Highlight stellen die beiden seitlichen Stabwerkportale dar mit ihren "besonderen" figürlichen Darstellungen im Tympanon.
Weingott Bacchus
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zur Weserrenaissance: Schloss Bevern
sonst
Schloss Mansfeld
Schloss Mansfeld, Minenbastei (li.), Schlosskirche (re.)
Im Mittelalter (wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert) befand sich eine Burg auf dem heutigen Schlossberg von Mansfeld. Die Linie der Grafen von Mansfeld splitterte jedoch im Laufe der Zeit immer mehr auf, nach der Erbteilung 1501 wurde beschlossen, anstelle der alten Burg gleich drei Schlösser im neuen Stil der Renaissance für die drei mansfeldischen Grafenlinien neu zu errichten. So entstanden am Anfang des 16. Jahrhunderts die Schlösser Vorderort, Mittelort und Hinterort, die auch von einer gemeinsamen gewaltigen Befestigungsanlage umgeben wurden. Schloss Mansfeld gehörte damit zu den ersten (und größten) Schlossbauten der Renaissance nördlich der Alpen. (Irene Roch-Lemmer)
Treppenturm
Nach dem Aussterben der Mansfelder Grafen hatte das Schloss verschiedene Besitzer, dementsprechend bewegt ist die Baugeschichte. Heute sind nach diversen Umbauten vor allem noch das Haupthaus von Schloss Vorderort überkommen, die Anlagen von Mittelort und Hinterort sind nur als Ruinen erhalten. Der gewaltige Befestigungsgürtel wurde bis auf wenige Reste bereits 1674/75 geschleift. Doch immer noch bietet die sogenannte Minenbastei vom Tal aus einen imposanten Anblick.
Für die frühen Renaissancebauten lassen sich charakteristische Architekturelemente ausmachen, zum Beispiel rundbogige Giebel ("welsche Giebel"), Wendelsteine (Treppentürme), Erker, größere Fenster bzw. Fensterreihen, Zwerchhäuser (von zwerch: quer zur Traufe) und rundbogige Portale mit Stabwerk, Figuren und anderen Schmuckformen.
Am Haupthaus von Vorderort hat sich der stattliche Treppenturm mit dem großen Wappen des Grafen Hoyer von 1518 über einem rundbogigen Stabwerkportal erhalten. Ein zweites Stabwerkportal ist vermauert.
Ein Highlight stellen die beiden seitlichen Stabwerkportale dar mit ihren "besonderen" figürlichen Darstellungen im Tympanon.
Das Landsknechtsportal
Schloss Vorderort wurde etwa zwischen 1509 und 1520 unter dem Grafen Hoyer neuerrichtet und mit bauplastischem Schmuck versehen. Das "Landsknechtsportal" zeigt in seinem Tympanon eine derbe Szene aus dem (Landsknechts-) Leben: Unter der Überschrift QVIT EST RAPSI - etwa: erledigt jetzt, ich hab den letzten Schluck erwischt - stürzt die zentrale Figur den Humpen hinunter, während ein zweiter sich anschickt, ihm seinen leeren Humpen über den Kopf zu hauen. Und ans Schienbein tritt er ihm auch noch! Ein dritter sitzt offenbar teilnahmslos betrunken rechts daneben, einem vierten links bekommt das Gesöff schlecht, so dass es ihm wieder aus dem Gesicht fällt...
Da war ordentlich was los bei den Mansfelder Landsknechten!
Vermutlich aber feierten und tranken die Grafen nicht minder. Denn wenn man dem Tympanon des zweiten Portals, dem
Bacchusportal
Weingott Bacchus
Glauben schenken darf, wurde hier so ordentlich getrunken, dass die Remineszens an den Gott des Weines nur logisch erscheint. Der Weingott sitzt ziemlich bedudelt zwischen Weinstöcken auf einem Fass, um ihn herum wuseln Putten und eine der kleinen Gestalten füllt schnell die leere Trinkschale mit neuem Wein aus dem Schlauch.
Die Reliefs in den Bogenfeldern der Portale stammen von Hans Schlegel und wurden etwa um 1525 geschaffen. Sie wurden erst vor kurzem restauriert.
Die Reliefs in den Bogenfeldern der Portale stammen von Hans Schlegel und wurden etwa um 1525 geschaffen. Sie wurden erst vor kurzem restauriert.
Die verschwenderischen Bauten und großzügige Hofhaltung der Mansfelder Grafen in einer Zeit des wirtschaftlichen, politischen und religiösen Umbruchs führten schließlich zu hoher Verschuldung und letztlich zum Niedergang...
Portal und Wappen am Treppenturm
Schon 1580 war Mansfeld keine selbstständige Grafschaft mehr, nach dem 30jährigen Krieg wurden auch die Festungswerke beseitigt, die Besitzer wechselten. Heute ist das Schloss eine Bildungs- und Begegnungsstätte. Doch noch immer erinnern die Architekturdetails an die Zeit im frühen 16. Jahrhundert - so zum Beispiel mit dem großen Wappen des Grafen Hoyer über dem Eingang zum Treppenturm des nördlichen Flügels. Die Portalrahmung selbst ist mit allerlei Gegenständen verziert, die ebenfalls auf damaliges prunkvolles Hofleben verweisen.
Portal zur Schlosskirche
Sehenswert ist die spätgotische Schlosskirche in Mansfeld, die mit zu den schönsten Bauten ihrer Art gehört. Wahrscheinlich predigte Luther hier. Der Zugang zum Kirchenschiff erfolgt von der Hofseite durch ein Stabwerkportal, dessen Tympanon durch gotisches Blendmaßwerk ausgefüllt wird. Im Innern der Schlosskirche umzieht eine Empore an drei Seiten mit schöner spätgotischer Brüstung das Schiff, wodurch der Raum ein festliches Gepräge bekommt.
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Lit.: Irene Roch-Lemmer, Schloss Mansfeld, Schnell & Steiner, Regensburg 2013
zur Weserrenaissance: Schloss Bevern
sonst