Prunkvolle Portale und Giebel an Schlössern der Weserrenaissance

Portale und Giebel am Renaissanceschloss Bevern


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Schloss Bevern, Westflügel
Das Schloss Bevern ist eines der Hauptwerke der sogenannten Weserrenaissance. Mit diesem Begriff wird ein regionaler Baustil (großräumig links und rechts entlang der Weser*)) bezeichnet, der im Gegensatz zu der auf antiken Vorbildern beruhenden klassischen italienischen Renaissance die architektonischen Elemente in typischen Formen frei gestaltete. Zu diesen typischen Formen und Schmuckelementen gehören zum Beispiel halbkreisförmige (auch dreieckige) Giebel, Zwerchhäuser, Voluten, kleine Obelisken, Kugeln, Kerbschnittmauerwerk, Beschlagwerk, aufwändige Portale u. a. m.

*) Natürlich finden wir hauptsächlich entlang der Weser die der Weserrenaissance zugerechneten Bauten, z. B. in Hannoversch Münden (Schloss, Rathaus), in Höxter (Rathaus, Bürgerhäuser), in Hämelschenburg (Schloss), in Hameln (Bürgerhäuser), in Rinteln (Rathaus), in Stadthagen (Rathaus, Schloss), in Bückeburg (Schloss, Kirche), in Bremen (Rathaus), um nur einige zu nennen. Doch darüber hinaus entdecken wir weitere Bauwerke z. B. in Helmstedt (Alte Universität), in Celle (Schloss) oder in Leitzkau (Schloss). Der Begriff ist also nicht nur auf die Weser beschränkt.

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Innenhof mit Treppenturm
und Utlucht
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Details am Giebel
Am Schloss Bevern kann man die typischen Schmuckelemente der Renaissance hervorragend studieren. Das Schloss ist eine symmetrische Vierflügelanlage, die Gebäudeflügel umschließen einen quadratischen Hof mit zwei in der Diagonale stehenden Treppentürmen. Die prächtige und reichverzierte (und hervorragend restaurierte) Westfassade stellt dabei als Schaufassade ein echtes Highlight dar.

Schauen wir uns die Details etwas näher an!



Westfassade und Giebel

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Westflügel
Aus der Entfernung bemerkt man zunächst eine klare horizontale und vertikale Strukturierung durch die waagerechten Gesimse und senkrechten Lisenen. Ewas näher gekommen, entdeckt man den reichen Schmuck dieser Strukturen: Ornamentbänder, Beschlagwerk, unterschiedliche Kerbschnitte in den Bossenquadern. Die Fassade ist auf den zweiten Blick auch nicht genau symmetrisch, die Anzahl der Fenster variiert und das Portal ist aus der Achse gerückt.

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Besonders prächtig und (nahezu) gleich gestaltet sind die beiden großen Seitengiebel, wobei die vollkommene Symmetrie des nördlichen Giebels am südlichen Giebel durch die Anordnung der Fenster verletzt wird. Aber wie aufwändig doch ist diese Gestaltung! Schneckenförmige Voluten, gerades und ringförmiges Beschlagwerk, (Muschel-) Rosetten, kleine Obelisken und Ornamentbänder bilden eine Überfülle an Schmuckformen. Charakteristisch (für die Weserrenaissance) sind auch die vielen auf Voluten oder Schrägen angeordneten Steinkugeln, deren fragile Balance das Auge verwirrt.

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Details am Giebel

Hauptportal, Innenhof und weitere Portale


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Hauptportal
Das Schlossportal erscheint in seiner klassischen Ausgewogenheit wie aus einem vitruvianischen Lehrbuch entnommen. Das Portal wird von zwei auf Podesten stehenden und kannelierten ionischen Säulen gerahmt. Der Portalbogen ist durch eine phantasievolle Kerbschnittmusterung der Bossenquader hervorgehoben und in den Bogenzwickeln schauen zwei modisch mit Halskrausen bekleidete steinerne (Wächter?-) Figuren aus Fenstern. Eine dritte Figur befindet sich auf dem Schlussstein im Bogenscheitel, es soll sich um den Schlossherrn Statius von Münchhausen selbst handeln. Die bei der Restaurierung aufgebrachte pastellblaue Farbgebung unterstreicht die ornamentalen Einzelheiten wirkungsvoll.

Details am Schlossportal
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Innenhof
Im Innenhof fallen zunächst die beiden achteckigen Treppentürme mit ihren Fachwerkaufsätzen und den welschen Dachhauben auf. Auch das Obergeschoss des Schlosses ist in Fachwerk ausgeführt. Für die Eingänge in die Treppentürme und ins Erdgeschoss wurden ebenfalls aufwändige Renaissanceformen verwendet. Charakteristisch für die Architektur der Weserrrenaissance sind auch die als "Utlucht" bezeichneten Standerker vor der Fassade - sie setzen auf dem Boden auf - von denen sich einer am Nordflügel im Innenhof befindet.

Die folgenden Bilder der Eingangstüren im Schlossinnenhof verdeutlichen erneut den Formenreichtum der Renaissance.



Erlebniswelt Renaissance


Schloss Bevern ist heute ein Kulturzentrum und ein Standort der Erlebniswelt Renaissance. Also unbedingt an- und reinschauen!
Da schon die Informationstafel an der Schlossbrücke darauf neugierig macht, soll ihr Text hier wiedergegeben werden:

Informationstafel: Weserrenaissance Schloss Bevern
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Historisches Weserbergland, Spuren der Zeit - echt erleben
Mitten in Deutschland reihen sich 1000 Jahre Geschichte und Geschichten auf. Ob längst vergessene große Momente, kuriose Geschichten oder einmalige Schätze, im Weserbergland folgen Sie den Spuren der Zeit auf unvergessliche Weise. Unter dem Dach Historisches Weserbergland präsentieren sich zahlreiche Städte und Stätten mit dem Ziel, Geschichten dieser Region erlebbar zu machen. Unter der Koordination des Weserbergland Tourismus e. V. ist es gelungen, längst vergessene Abenteuer wieder lebendig werden zu lassen. Tauchen Sie also ein in die Vergangenheit und schreiben Sie Ihre eigene Weserbergland-Geschichte.

Die Renaissance im Weserraum
Der Begriff Weserrenaissance wurde 1912 von dem Kunsthistoriker Richard Klapheck definiert. Er umschreibt eine eigenständige regionale Architektur, die zwischen 1520 und 1620 entstand. Sie ist eine Besonderheit der Weserregion zur Zeit der späten deutschen Renaissance zwischen Reformation und 30jährigem Krieg. Beeinflusst von der oberitalienischen Spätgotik sowie dem niederländischen Frühbarock weisen die Bauformen typische Detailsformen auf, wie Utluchten, welsche Giebel, achteckige Treppentürme und Kerbschnitt-Bossenquader. Das Besondere der Schlossanlage Bevern ist die selten klare architektonische Gesamtkonzeption. Auch kehrt hier erstmalig das Kerbschnittmuster als Verzierung des Innenhof-Fachwerks auf das Holz zurück.

Willkommen im Abenteuer Geschichte!
Als eines der repräsentativsten Gebäude der Renaissance zeigt sich das Schloss Bevern im Weserraum. Seit Erbauung 1603-1612 durch Statius von Münchhausen hat das Schloss ein wechselhaftes Schicksal erfahren. Trotz 20 Kindern aus zwei Ehen starb die Münchhausenlinie des Statius 1676 aus. Bereits 1652 hatte die Witwe den adeligen Sitz Bevern dem Herzog August d. J. zu Braunschweig und Lüneburg, dem Begründer der berühmten Bibliothek in Wolfenbüttel, überlassen, der ihn zum herzoglichen Jagdschloss umbaute. Eine Blütezeit erlebte das Schloss 1667 bis 1668 unter dem jüngsten Sohn des Herzogs, Ferdinand Albrecht I., dem es als Abfindung zugewiesen wurde. Die hierdurch entstandene herzogliche Nebenlinie Braunschweig-Bevern regierte ab 1734 das Herzogtum Braunschweig. Im weiteren Verlauf der Schlossgeschichte wird die Nutzung immer profaner. Ende des 18. Jahrhunderts diente das Schloss zunächst als Pensionärssitz. Später wurde hier eine Knopffabrik untergebracht. Im Jahre 1834 richtete man ein Correctionsanstalt ein, die 1870 in eine Erziehungsstift umgewandelt wurde. Ab 1933 befand sich eine SA-Sportschule und Pionierkaserne in den historischen Mauern. In der Zeit von 1945 bis 1949 wurde das Baudenkmal zur Flüchtlingsunterkunft und anschließend zum Möbellager. Im Jahre 1986 hat der Landkreis Holzminden das Schloss von der Gemeinde Bevern übernommen und es zu einem regionalen Kulturzentrum ausgebaut.
Heute ist das Schloss wieder ein Ort voll kulturellem Leben.

Textquelle: Infotafel an der Schlossbrücke

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