Hintergrundfarbe:
Sitznischen- und andere Portale in Torgau, Stadt der Renaissance und Reformation
Marktplatz in Torgau
In der Bäckerstraße
Der Name Torgau wird erstmalig 973 in einer Urkunde Ottos II. genannt. Vielleicht existierte schon damals hier am Elbübergang ein Burgward. 1119 wird in einer anderen Urkunde jedenfalls von einer Burg, einer Kirche und einem Marktort gesprochen. Diese Siedlung wurde später erweitert, das regelmäßige Straßennetz im Westen des großen Marktplatzes zeugt von einer planmäßigen Gründung. Viele der bis heute überkommenen Gebäude stammen aus der Renaissancezeit, der Denkmalbestand Torgau beträgt über 500 Objekte.
Großes Wappen
Schloss Hartenfels
Friedrich II., Kurfürst von Sachsen, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen hatte zwei Söhne, Ernst und Albrecht, die das ererbte Territorium in der sogenannten Leipziger Teilung 1485 unter sich aufteilten: Von den thüringischen Besitzungen nahmen sich beide ihre Stücken, Albrecht entschied sich dann im Wesentlichen für die Markgrafschaft Meißen und Ernst behielt die Kurwürde und baute mit dem Schloss Hartenfels Torgau zu seiner Residenz aus. Auch die Nachfolger (Friedrich der Weise, Johann der Beständige und Johann Friedrich) bauten und residierten hier (und in Wittenberg), bis mit der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg 1547 die "Ernestiner" die sächsische Kurwürde und große Teile ihres Territoriums verloren. Die Kurwürde ging auf Moritz von Sachsen über. Aber das ist eine andere (und übrigens sehr spannende) Geschichte.
In der Bäckerstraße
Rathaus und Brunnen
Torgau als ehemals bevorzugte Residenz bezeichnet sich selbst als "Stadt der Renaissance und Reformation" - ein touristenwirksamer Marketingspruch, der tatsächlich nicht zu hoch gegriffen ist. Martin Luther weilte wohl an die 40 mal in den Mauern dieser Stadt und seine Frau, Katharina von Bora, ist hier begraben. Unübertroffener architektonischer Höhepunkt ist zweifellos das malerisch an der Elbe gelegene Renaissance-Schloss Hartenfels. Doch auch in der Altstadt von Torgau haben sich viele Gebäude aus der Renaissancezeit, so zum Beispiel das prächtige Rathaus, erhalten. Schauen Sie am besten selbst einmal vorbei! Man muss ja beim Rundgang nicht unbedingt eines der zahlreichen Sitznischenportale in den Altstadtgassen wählen, sondern kann auf der Bäckerstraße oder am Markt heute weitaus bequemere Sitzgelegenheiten zum Ausruhen finden...
Manchmal muss man beim Bummel durch die Altstadt etwas genauer hinschauen, nicht alle aus der Spätgotik oder Renaissance stammenden Bauten lassen ihre Besonderheiten auf den ersten Blick erkennen.
Detail am Haus
Das Haus Leipziger Str. 26 verfügt z. B. über spätgotische Netz- und Sterngewölbe (nach 1482), wohingegen die Nr. 28 ihren Ziergiebel sichtbar präsentiert. Mehrere Vereine haben in dem Gebäude ihr Domizil gefunden. Ob die "Geharnischten" wohl beim Männerchor mitsingen oder doch lieber mit der Modelleisenbahn spielen? Auch an Prominenten mangelt es nicht: Denn welche Post (Leipziger Str. 16) kann schon von sich behaupten, dass ein Kaiser bei ihr logierte?
Bürgermeister-Ringenhain-Haus
Das Gebäude Am Markt 2-4 besitzt vier Giebel an der Fassade und stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Es enthält die Mohrenapotheke. Daneben verläuft die Bäckerstraße, in der das Renaissanceportal des Hauses Nr. 7-8 aus dem Jahr 1520 mit Gaffköpfen verziert ist. Wenige Schritte weiter finden wir in der Breiten Straße das Bürgermeister-Ringenhain-Haus, dessen Inneres eindrucksvoll den Lebenstil eines reichen Torgauer Bürgers am Anfang des 17. Jahrhunderts widerspiegelt. Das Haus wurde nach 2007 nach umfangreicher Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben und stellt mit seinen Dekorationen, Wand- und Deckenmalereien ein Denkmal von europäischem Rang dar.
Nicht alle Gebäude und Portale sind bereits restauriert worden; manche Sitznischenportale haben ihre Sitzsteine verloren, bei anderen waren vielleicht nie welche vorhanden? Überall jedoch ist das Bemühen erkennbar, dieses so einheitliche Stadtbild zu erhalten und zu verschönern.
Jedenfalls wird das Stadtbild dem Anspruch "Renaissancestadt" mehr als gerecht: eine große Anzahl der Bürgerhäuser stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Später (ab 1811) wurde die Stadt zur Festung ausgebaut, davon zeugen heute zum Beispiel noch eingemauerte Kanonenkugeln und das Kommandantenhaus, vor allem aber der schöne Grüngürtel in den Anlagen des ehemaligen Glacisgeländes.
Wird fortgesetzt...
nach Marienberg in Sachsen