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Gotische Portale: Die Triangelportale am Dom zu Erfurt
Dom (links) und Severikirche (rechts) in Erfurt
Triangel
Der Dom St. Marien und die Stiftskirche St. Severi auf dem Domberg in Erfurt bilden eine markante Stadtkrone - ein städtebaulich einzigartiges Ensemble! Über eine breite Treppe gelangt der Besucher auf den Hügel. Hier befindet sich der im 14. Jahrhundert über dreieckigem Grundriss errichtete Hauptzugang zum Dom, der sogenannte Triangel. Die zwei gotischen Portale sind mit einem repräsentativen Figurenzyklus geschmückt.
Öst. Triangelportal
Östliches Triangelportal
Wenn man aus östlicher Richtung von der Stadt über die Domstufen herauf kommt, spürt man bereits auf der Treppe den Sog des tiefen Gewändes des Ostportals.
In den Gewändenischen befinden sich die Figuren der zwölf Apostel. Die Figuren stehen auf hohen verzierten Konsolen unter Baldachinen. Am Mittelpfeiler empfängt den Besucher die Himmelskönigin Maria mit dem Jesuskind.
In den Gewändenischen befinden sich die Figuren der zwölf Apostel. Die Figuren stehen auf hohen verzierten Konsolen unter Baldachinen. Am Mittelpfeiler empfängt den Besucher die Himmelskönigin Maria mit dem Jesuskind.
Von den Aposteln (Jünger, Gesandte oder Sendboten) wird in den Evangelien und in der Apostelgeschichte berichtet. Jesu hatte ursprünglich 12 Jünger (Gefährten) ausgewählt, einer (Judas) erhängte sich und für ihn wurde ein anderer (Matthias) gewählt. Wenig später kam Paulus (nach seiner Bekehrung) hinzu, so dass es eigentlich nun 13 sein müssten ... Der Begriff Apostel ist deshalb durchaus im weiteren Sinne zu verstehen - es sind die Sendboten, die die Botschaft verkünden.
Und aus fernen Ländern kommen die Besucher hierher ...
Und aus fernen Ländern kommen die Besucher hierher ...
Die Himmelskönigin mit ihrem Kind
Jakobus mit
Pilgermuschel
Am Trumeaupfeiler (Mittelpfeiler) präsentiert die Himmelskönigin Maria ihr Kind. Maria ist die Schutzpatronin des Domes.
Das prachtvolle Figurenportal ist ganz dem Stil der großen Portale der französischen Hochgotik verpflichtet.
Das prachtvolle Figurenportal ist ganz dem Stil der großen Portale der französischen Hochgotik verpflichtet.
Das Jungfrauenportal am Dom zu Erfurt
Triangel, Westportal
Jungfrauenportal, Triangel West
Ebenso prächtig und in der Dramatik kaum zu überbieten stellt sich das Portal an der Westseite des Triangels am Dom zu Erfurt dar. Im Gewände wird das Gleichnis von den Klugen und Törichten Jungfrauen thematisiert. Die klugen Jungfrauen hatten sich vorbereitet und ihre Lampen mit Öl aufgefüllt, die Törichten hingegen hatten ihre Zeit vertan. Als nun der "Bräutigam" sie plötzlich zu sich rief, fanden die, die vorbereitet waren, den Weg zu ihm, die anderen jedoch, unvorbereitet und ohne genügend Öl in ihren Lampen, verirrten sich und fanden so den rechten Weg und die erlösende Pforte nicht.
"Synagoge"
Den Jungfrauen sind außen noch die Figuren der Ecclesia und Synagoge beigefügt. Die "neue" Kirche, die Ecclesia, steht ganz links bei den Klugen Jungfrauen, die "alte", die Synagoge, entsprechend rechts außen bei den Törichten. Die Figur der Ecclesia - die siegreiche Kirche - wird mit Siegeslanze, Krone und Kelch dargestellt, die Figur der Synagoge meistens mit zerbrochener Lanze und verbundenen Augen. Hier in Erfurt ist jedoch ein "Sündenbock" zu sehen, der hinter der Figur hervorlugt und auf dessen Kopf die "Synagoge" ihre Hand legt. Im Mittelalter verkörperte der Bock alle schlechten Eigenschaften dieser Welt ... Die ganze Körpersprache, der gesenkt weggedrehte Kopf, drücken die feindselige Haltung der mittelalterlichen Welt zu ihr aus.
Das Gleichnis von den Klugen und Törichten Jungfrauen gehört zur Thematik des Weltgerichtes. Niemand weiß, wann der "Bräutigam" ruft - und so stehen die Klugen Jungfrauen für die, die "bereit" sind und denen am Jüngsten Tag Einlass in die Himmelspforte gewährt wird, die Törichten jedoch werden abgewiesen ... Es ist unerbittlich!
Selbstbewusst lächelnd präsentieren sich die Klugen Jugendfrauen, stolz halten sie ihre Öllampen in die Höhe. Und in welchem Gegensatz sind die Gefühle der Törichten Jungfrauen dargestellt - verzweifelnde Gebärden, voll Trauer die Wange in die Hand gelegt, die Öllampen nach unten gesunken - es ist ein Bild des Jammers!
Jungfrauen
Zwei Törichte
Das Erfurter Jungfrauenportal steht in der Nachfolge des großen Vorbildes der Magdeburger Klugen und Törichten Jungfrauen, die vielleicht achtzig Jahre früher entstanden sind. Der/die Erfurter Bildhauer bemühten sich sehr um ausdrucksstarke Gefühlsdarstellungen - doch wenn man die beiden Skulpturenzyklen miteinander vergleicht - was für ein stilistischer Unterschied! Aber vergleichen Sie selbst: Die Magdeburger Jungfrauen finden sie »hier.
Satan wird endgültig besiegt
Erzengel Michael
Am Mittelpfeiler des Portals bohrt der Erzengel Michael seine Lanze in den Teufel. Der Erzengel gehört ebenfalls zum Themenkreis des Weltgerichts, am Jüngsten Tag besiegt er den Satan endgültig. (Kein Wunder bei einem so kleinen Teufel ...) Die Figur ist bei den Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert ergänzt worden.
Deesis im Tympanon
Im Bogenfeld über dem Türsturz, dem Tympanon des Jungfrauenportals, werden der zu Gericht sitzende Christus (vor ihm ein Kruzifix), links von ihm Maria und rechts Johannes dargestellt. Christus präsentiert seine Wundmale und weist auf die Kreuzigung. Es handelt sich hier um eine sogenannte Fürbitte (Maria und Johannes bitten für die Seelen), eine Deesis. Damit findet die Weltgerichtsthematik des Portals ihren krönenden Abschluss.
nach Mühlhausen