Frühe Barockschlösser in Deutschland - Teil 1

Wenn sich auch in Deutschland die Entwicklung barocker Kunst später als in Italien oder Frankreich vollzog, so treffen hier oft sehr unterschiedliche Auffassungen aufeinander, die die deutschen Kunstwerke interessant machen. Nach dem 30jährigen Krieg (1648 - Westfälischer Friede) war das Land in über 300 kleinste, kleine und größere Länder aufgespalten, deren Territorialherren sich ihre Souveränität gegenseitig bestätigt hatten und die ihren Anspruch auf Repräsentation Gestalt verleihen wollten. Sie blickten nach Italien, Frankreich oder in die Niederlande und holten zunächst von dort die Künstler ins Land, bis die nächste Generation "jene großen und selbständigen Meister der barocken Bau- und Dekorationskunst hervorbrachte, an deren Namen unsere Vorstellungen vom deutschen Barock hauptsächlich geknüpft sind *)". (Georg Mielke)

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Schloss Friedenstein in Gotha, Thüringen

Eines der ersten Bauwerke auf der Grenze zwischen Renaissance und Barock ist das 1643-1656 entstandene Schloss Friedenstein in Gotha. Die einzelnen Baukörper sind zwar noch stark dem Renaissanceempfinden  verbunden, doch bleibt jetzt bei der Dreiflügelanlage die Hofseite offen, den Eingang des Mittelbaus schmückt ein barockes Portal und die Ecktürme an den Flügelbauten werden besonders betont.

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Auf der Informationstafel neben dem Eingang erfährt man Genaueres:

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Schloss Friedenstein mit Park

Schloss Friedenstein in Gotha wurde als frühester barocker Schlossneubau Deutschlands kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ab 1643 errichtet. Herzog Ernst der Fromme ließ anstelle der 1567 geschleiften Burg Grimmenstein eine imposante, fast schmucklose Dreiflügelanlage mit arkadengesäumten Schlosshof und niedrigem Galerieabschluss im Süden anlegen. Er gab dafür den traditionellen Schlossbautyp der Renaissance aus vier Flügeln und verstärkten Ecktürmen auf. Das für seine Zeit ungewöhnlich groß dimensionierte Schloss nahm die standesgemäße Wohnung des Regenten sowie alle zur Hofhaltung und Landesverwaltung notwendigen Funktionen auf.

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Heute beherbergt Schloss Friedenstein die aus der herzoglichen Bibliothek hervorgegangene Universitäts- und Forschungsbibliothek, das Thüringische Staatsarchiv Gotha, das Schlossmuseum mit Teilen der herzoglichen Kunst-, Münz- und Gemäldesammlung sowie das Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde. Die unter Herzog Friedrich I. und seinen Nachkommen ab 1683 umgebauten Wohn- und Festräume gehören zum Schlossmuseum. Das 1681 bis 1687 erbaute Ekhof-Theater im Westturm besitzt die älsteste bekannte Maschinerie zur Kulissenverwandlung.

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Im Schlosspark
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Der Orangeriegarten östlich des Schlossberges, in der Achse von Schloss Friedrichsthal, zählt mit seinen fast vollständig erhaltenen Gebäuden zu den herausragenden Leistungen des Barock in Thüringen. Ein weitläufiger Landschaftspark im englischen Stil südlich des Schlosses wurde unter Herzog Ernst II. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt.
Text kursiv: Infotafel am Schloss

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Die spätbarocke Anlage der Orangerie entstand im 18. Jahrhundert im Auftrag des Herzogs Friedrich III., die ersten Arbeiten (unter seinem Vorgänger) begannen bereits 1711, die letzten Arbeiten wurden 1774 abgeschlossen. Im 2. Weltkrieg schwer beschädigt, sollen die heute hervorragend rekonstruierten Anlagen bald wieder wie einst den anspruchsvollen gärtnerischen Zielen von Aufzucht und Präsentation der Orangen und anderer besonderer/exotischer Pflanzen dienen.

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*) G. Mielke, G. und K. Beyer, BAROCK, E. A. Seemann Verlag Leipzig 1978

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nach Dresden: Das Palais im Großen Garten