Frühe Barockschlösser in Deutschland - Teil 2

Dresden - Das Palais im Großen Garten


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Nachdem das Kurfürstentum Sachsen sich nach dem dreißigjährigen Krieg politisch und ökonomisch etwas erholt hatte, entstanden auch hier ab 1680 die ersten größeren Bauten im damals neuen Barockstil. Anfänge barocker Kunst gab es aber schon vorher. In der Regierungszeit Johann Georgs II. (reg. 1656-1680) wurden wieder prächtige Feste veranstaltet, die einen entsprechenden Rahmen benötigten. Ab 1678 wurde deshalb vor den Toren Dresdens für den Hof und für den späteren Kurfürsten Johann Georg III. ein "Lustschloss" errichtet. Dieses vom Oberlandbaumeister Johann Georg Starcke erbaute Palais war der erste bedeutende Barockbau in Dresden. Bereits 1683 war der Rohbau vollendet, der Innenausbau zog sich allerdings bis weit in das 17. Jahrhundert hinein. 1719 fanden hier die opulenten Feierlichkeiten (u. a. das "Venusfest") zur Vermählung des Kurprinzen Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich statt.
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1945 wurde das Palais im Großen Garten schwer zerstört, es brannte vollständig aus. Die Inneneinrichtung ging verloren. Etwa seit 1995 ist der äußere Wiederaufbau abgeschlossen, die Innenräume wurden teilrekonstruiert. Seit 2002 sind die Räume im Erdgeschoss für die Öffentlichkeit wieder zugänglich und werden für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.

Abendlicht vor dem Palais
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Mittelrisalit West
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Mittelrisalit Ost
Das Palais wurde mit drei Etagen über einem H-förmigen Grundriss erichtet. Seine Hauptschauseiten zeigen in Richtung der Hauptallee des Großen Gartens. Zwischen den seitlichen Flügeln befinden sich hier repräsentative doppelläufige Treppen für das Hauptgeschoss. Der Eingang zum Erdgeschoss liegt jeweils zwischen diesen Treppenläufen. Kräftige Doppelsäulen gliedern in beiden Etagen die vorgezogenen Mittelrisalite, die durch Segmentgiebel über Voluten abgeschlossen werden.

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Detail der Südfassade
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Silhouette
Das Hauptgeschoss (einschließlich der Seitenfassaden in Richtung der Querallee) wird durch ionische Säulen bzw. Pilaster, das Sockelgeschoss durch toskanische Säulen bzw. Pilaster gegliedert. Von besonderer Wirkung ist auch die Dachgestaltung: Auf den Dächern der Seitenflügel stehen mit Kugeln gefüllte Vasen, auf dem Dachfirst des Mittelflügels trägt die Balustrade Kelche mit knospenden Blüten in Kupfertreibarbeit. Dreiecksgiebel schließen die Risalite der Seitenflügel ab.

Südfassade und Details
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Das Palais im Großen Garten ist verschwenderisch mit bildhauerischen Arbeiten geschmückt. Oben auf den Giebeln stehen Skulpturen, welche die vier Jahreszeiten vorstellen. Der Winter steht auf der Nordseite, der Sommer im Osten, gefolgt von Frühling und Herbst im Süden und Westen.

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Skulptur "Sommer" auf dem Ostgiebel, Mittelrisalit mit Doppelsäulen, Detail am Fenster

Fruchtgehänge, Blattwerk, große Blüten, Voluten und Köpfe schmücken die Fassadenflächen und Fensterrahmungen:

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Details an Fassade und Fenster

In den Giebelfeldern befinden sich Reliefs, deren Darstellungen sich auf die Kur- und Herrschaftswürde beziehen: Im stadtseitigen Segmentgiebel (Westseite) entdecken wir zum Beispiel Minerva/Athena, die Göttin der Weisheit, zusammen mit den Kurschwertern, dem Kurhut und dem Wappen der Wettiner. Dazu gesellen sich allerlei Putten mit Lorbeerkränzen und Girlanden. Antithetisch dazu zeigt der landseitige Segmentgiebel (Ostgiebel) ebenfalls das Wappen, den Kurhut und die Kurschwerter, diesmal aber umringt von Gestalten, die Neid, Missgunst, Habgier und andere negative Eigenschaften, vor denen man sich hüten sollte, verkörpern.

Relief im Segmentgiebel der Ostseite
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Die Dreiecksgiebel der Seitenflügel (Nord- und Südseite) enthalten jeweils das Monogramm JG3C des Kurfürsten (Johann Georg III Kurfürst) sowie verschiedene Attribute (?) zu Handel, Wissenschaft, Handwerk und Krieg.

Römische Kaiser und Kaiserinnen
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Nicht weniger als 12 römische Kaiser und 4 Kaiserinnen bevölkern als Büsten das oberste Geschoss (Mezzanin). Bleiben wir noch in der Antike: In den Nischen neben den beiden kräftigen Mittelrisaliten der Hauptseiten stehen vermutlich antike Götter, nur weiß offenbar heute niemand mehr, wen sie darstellen.
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Einfacher ist diese Aufgabe aber im Sockelgeschoss zu lösen - bei den vier Skulpturen handelt es sich um die Geschichte vom Urteil des Paris.

<-- Ich bin die Schönste! Ich hab den Apfel!
Wenn Sie wissen möchten, was es mit dieser Geschichte auf sich hat, dann schauen sie doch -->hier.

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"Schauen Sie doch mal vorbei!"
Mit dem Palais wurde damals die Enge der Dresdner Festungsanlagen aufgebrochen, das "Lustschloss" stand in der freien Landschaft vor den Wällen und Toren der Stadt. In der Folge wurde daraus die heute als "Großer Garten" bekannte weiträumige Anlage, die mit ihren Skulpturen, den Zierbeeten, den Parkstrukturen und nicht zuletzt der dampfgetriebenen Parkeisenbahn ein Lieblingsort der Dresdner geworden ist. Ein Besuch des Großen Gartens ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.

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nach Berlin zum (ehemaligen) Zeughaus