Frühe Barockschlösser in Deutschland - Teil 3

Berlin - Das ehemalige Zeughaus

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Zugegeben - das ehemalige Zeughaus in der Prachtstraße Unter den Linden in Berlin ist kein Schloss, doch es gilt - neben dem Berliner Schloss - als bedeutendster Barockbau Berlins. An dem Bau waren so berühmte Architekten und Bildhauer wie Johann Arnold Nehring, Andreas Schlüter und Jean de Bodt beteiligt.
Heute befindet sich das Museum für Deutsche Geschichte in dem Gebäude. Ursprünglich als preußisches Waffenarsenal und Kriegsmagazin erbaut, repräsentiert das Zeughaus auf eine sehr eindrückliche Art preußisches Militärwesen. Erste Pläne für das Zeughaus gab es bereits 1688 unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, Baustart war aber erst 1695 unter Kurfürst Friedrich III., dem späteren König Friedrich I.

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Der monumentale doppelgeschossige Vierflügelbau von jeweils 19 Achsen umschließt einen quadratischen Innenhof. Das Hauptportal befindet sich an der Fassade zur Straße Unter den Linden. Die östliche Seitenfassade am Spreekanal dient als architektonische Begrenzung des weiträumigen Platzes Lustgarten.

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Die Fassaden sind klassizistisch-barock streng nach französischem Muster des 17. Jahrhunderts gegliedert. Über einem gebänderten Sockelgeschoss mit Rundöffnungen (und plastisch gestalteten Schlusssteinen) erhebt sich das Obergeschoss mit toskanischer Pilasterordnung, Triglyphen-Metopen-Fries, Gebälk und Attika. Die Fenster werden alternierend mit Segment- bzw. Dreiecksgiebeln überdacht. Die Hauptfront zur Straße Unter den Linden wird durch einen dreiachsigen Portikus mit freistehenden toskanischen Säulen betont. Der reiche Skulpturenschmuck hebt die ursprüngliche Bedeutung des Gebäudes zusätzlich hervor.

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Das Portal wird von vier allegorischen Figuren flankiert, es handelt sich dabei um die Ingenieurskunst, die Geometrie, die Arithmetik, und die Feuerwerkskunst - also um die "Künste", die für das Militärwesen wichtig sind. Über dem Eingangsportal prangt das vergoldete Bronzerelief des Königs Friedrich I. von Preußen. Die Inschrift darüber feiert den Bauherrn und die Vollendung des Baus 1706. Das Giebelrelief zeigt die Göttin Athene/Minerva, die nicht nur die Weisheit sondern auch das Kriegshandwerk repräsentiert. Attika und die Giebel des Gebäudes werden durch zahlreiche dekorative Elemente bekrönt, die gleichzeitig preußische Siegesallegorien darstellen: Götter sowie Helme, Rüstungen, Kanonen und ähnliches Kriegsgerät mehr kann man hier finden. Die an Kanonenrohre gefesselten Sklaven verweisen mit ihren Details auch auf die Beteiligung Brandenburg-Preußens an den  Türkenkriegen.

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sterbender Krieger *)
Was aber macht nun die überragende künstlerische Bedeutung der Schlüterschen Zeughausskulpturen aus? Es sind nicht die außen zu sehenden triumphalen Darstellungen irgendwelchen Kriegsgeräts sondern es ist die erschütternde Darstellung menschlichen Leides. Diese finden wir aber erst im Innenhof: Hier wird mit den Schlusssteinen der Bogenöffnungen durch die berühmten Masken sterbender Krieger verdeutlicht, dass Krieg immer Tod und Leid bedeutet. Andreas Schlüter führt uns in zutiefst aufwühlender Weise den Todeskampf der sterbenden Krieger vor Augen und alles Pathos jeglicher Kriegsrhetorik ist hier wie weggeblasen...
*) Bildquelle sterbender Krieger:
entnommen aus: Dohme, Robert; Schlüter, Andreas (Ill.), Die Masken sterbender Krieger im Hofe des ehemaligen Zeughauses zu Berlin — Berlin, 1877; https://doi.org/10.11588/diglit.37019#0014, urn:nbn:de:bsz:16-diglit-370190; Digitalisat Universitätsbibliothek Heidelberg

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