Beispiele zur Renaissancebaukunst in Italien

Fassaden und Portale in Venedig - Teil 2

Die Loggetta vor dem Campanile


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Jacopo Sansovino fügte ab 1537 vor die Ostseite des Campanile die kleine, aus farbigem Marmor bestehende Loggetta hinzu. Ihre Arkaden leiten einerseits zur Markusbibliothek über, greifen andererseits aber auch das antike Triumphbogenmotiv auf und bilden so ein wirkungsvolles Gegenüber zur "Porta della Carta", dem repräsentativen Haupteingang in den Dogenpalast. Das Ensemble des Markusplatzes ist übergreifend die architektonische Inszenierung einer Staatsidee, diesem Anliegen dient auch der Skulpturenschmuck der Loggetta.
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Die vier Bronzeplastiken in den Nischen stellen Minerva (Athene), Apollo, Merkur (Hermes) und die die Brandfackel löschende Friedensgöttin Eirene dar und symbolisieren die Tugenden einer guten Regierung: Weisheit und Gerechtigkeit, Förderung der Künste, Schutz des Handels und das Streben nach einem dauerhaften Frieden.

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V.l.n.r.: Minerva, Apoll, Merkur, Eirene

Die drei Reliefs der Attika setzen die politischen Gedanken fort, links und rechts werden die Herrschaft über Zypern und Kreta thematisiert, das mittlere Relief zeigt eine allegorische Darstellung der auf zwei Löwen sitzenden Venezia als Grechtigkeit mit Waage und Schwert.

Loggetta und Details
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Die Venezia-Justitia war den alten Venezianern offenbar sehr wichtig, sie thront denn auch ganz oben auf der Spitze des Wimpergs der gegenüberliegenden Porta della Carta.


Die Porta della Carta - der Haupteingang in den Dogenpalast


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Die Porta della Carta - der Haupteingang
Mit dem Neubau der Westfassade des Dogenpalastes wurde gleichzeitig über die Schaffung eines repräsentativen Zugangs entschieden. Das von Giovanni Bon und seinem Sohn Bartolomeo in den Jahren von 1438-1442 errichtete Prunktor ist der Haupteingang in den Dogenpalast - in das Zentrum der Macht - und verkörpert mit der räumlichen Abfolge und dem Skulpturenprogramm gleichzeitig das Selbstverständnis der Republik Venedig.
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Der Weg der Gäste führte neben der Markusbasilika vorbei an den antiken byzantinischen Beutekunststücken (die syrischen Säulen, die Porphyrreliefs der Tetrachen) durch das Portal direkt auf die Scala dei Giganti, der einstigen Krönungsstätte der Dogen. Mit dieser Raumfolge wurden Macht und Ansprüche der Republik wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Die Gestaltung des Portals mit Spitzbogen und Wimperg bleibt der späten Gotik verbunden, Baudekor, Skulpturenprogramm und Raumwirkung weisen bereits in die Neuzeit bzw. Renaissance.


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Für die große rechteckige Toröffnung waren ursprünglich Bronzetüren vorgesehen, diese sind aber nicht zur Ausführung gekommen. Über dem Durchgang befinden sich die Figuren des Markuslöwen und des davor knieenden Dogen Francesco Foscari, in dessen Regierungszeit die Fertigstellung des Portals fiel.
Darüber öffnet sich das große spätgotische Fenster, in dessen Wimperg ein Rundbild des Heiligen Markus eingelassen ist. Und auf der Spitze des Wimpergs thront die Allegorie Venetia-Justitia, die Gerechtigkeit hat hier den höchsten Platz!

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Bild "Venedig_Porta_d_Carta_06.jpg" Seitlich wird das Portal durch
Halbsäulen und Figurenpfeiler
geschmückt, die Statuen in den
Nischen symbolisieren wiederum
die Staatstugenden:
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Bild "Venedig_Porta_d_Carta_07.jpg" Mäßigkeit und Tapferkeit bilden
die Basis, Barmherzigkeit
und Weisheit stehen darüber.
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Nach Durchschreiten*) des Portals, steht man vor der Scala dei Giganti (Treppe der Giganten), so benannt nach den beiden Statuen am oberen Ende. Die Skulpturen stellen Mars und Neptun dar, stammen von Jacopo Sansovino und symbolisieren Venedigs Herrschaft zu Lande und zu Wasser.

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San Marco ist immer dabei...
*) Der Eingang in den Dogenpalast erfolgt heute für Museumsbesucher seitlich durch einen Nebeneingang, die Porta della Carte dient jetzt als Ausgang, so dass man die ursprüngliche Raumfolge leider so nicht mehr erlebt - man sollte sich deshalb beim Herausgehen wenigstens einmal umdrehen...


Der Arco Foscari


Doch wir verweilen noch einen Moment im Innenhofbereich des Dogenpalastes: Der Eingang durch die Porta della Carta wird gegenüber der Scala dei Giganti durch den Arco Foscari abgeschlossen. Auch hier stellt die Schaufassade ein ikonographisches Programm dar, was am besten aus der Höhe der Scala dei Giganti zu erfassen ist.

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Im unteren Bereich symbolisieren die Figuren von Adam und Eva das (sündige) Menschengeschlecht, darüber die Figur des Dogen (nicht mehr erhalten) vor dem Markuslöwen, links und rechts Skulpturen von Heiligen und Darstellungen von Tugenden. In der Mitte oben wacht der Schutzpatron der Stadt, der hl. Markus, der den (realen) Dogen bei seiner Krönung und seinem auf der obersten Stufe der Scala dei Giganti zu schwörenden Eid direkt im Blick hat.

Der Arco Foscari im Innenhof des Dogenpalastes von Venedig
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Bild "Venedig_ArcoFoscari_06.jpg"   Die prachtvolle Südfassade
  des Arco Foscari kaschiert
  im Innenhof des Dogenpalas-
  tes den Übergang zur Markus-
  basilika. Im 17. Jahrhundert
  wurde der linke Bereich der
  Fassade mit einer großen Uhr
  versehen.
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Der Dogenpalast ist mehrmals durch Brände schwer beschädigt/zerstört worden. 1483 brannte der Ostflügel aus.
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Dogenpalast, Ostflügel
Die Leitung des Wiederaufbaus wurde Antonio Rizzo übertragen. Vermutlich hat er die Scala dei Giganti bereits 1485 entworfen, doch der Grad seiner Beteiligung an der Fassade des Ostflügels wird unter Kunsthistorikern kontrovers diskutiert. Als seine Nachfolger arbeiteten Pietro Lombardo, dann später Antonio Scarpagnino bis Mitte des 16. Jahrhunderts an der dekorativen Gestaltung dieser Repräsentationsarchitektur.


Wird fortgesetzt...

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