Renaissanceportale in Braunschweig


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Bereits seit 1166 steht der bronzene Löwe - das Wappentier Heinrichs des Löwen - auf dem Burgplatz in Braunschweig. Die Stadt lag zudem an wichtigen Handelswegen, was dem wirtschaftlichen Aufschwung zugute kam. Vom Reichtum der Bürger zeug(t)en nicht nur die großen Stadtpfarrkirchen, auch prachtvolle Patrizierhäuser wurden errichtet. Nur wenige historische Bauten blieben erhalten oder wurden nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges (fast die gesamte Innenstadt fiel 1944 den Bomben zum Opfer) wieder aufgebaut.

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Für den Wiederaufbau wurden "Traditionsinseln" konzipiert, die heute zu den schönsten Stellen der Stadt gehören. Der Altstadtmarkt mit Rathaus, Martinikirche und Gewandhaus, der Burgplatz mit Dom, Burg Dankwarderode, das Magniviertel, das Aegidienquartier und das Michaelisviertel gehören dazu. Zwar durchschneiden heute breite Straßen den alten Stadtbereich, doch kann man in den Fußgängerzonen herrlich schlendern und  viele architektonischen Kostbarkeiten entdecken. Dazu gehört zum Beispiel


Das Renaissanceportal "An der Martinikirche"

(ehemal. Renaissanceportal An der Martinikirche 5 oder 1?, heute Sonnenstraße 1)

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Für den Besucher sind die vor Ort angebrachten Hinweistafeln hilfreich. Hier kann man lesen, dass das Portal um 1600 entstand und ursprünglich zum Haus An der Martinikirche 5 (oder 1?) gehörte. Als das Haus 1888 abgerissen wurde, wurde das Portal gerettet und an die jetzige Stelle versetzt.
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Der Portalrahmen ist zweistufig: Unten flankieren weibliche und männliche Tragefiguren (Karyatiden und Hermen) den Eingang, darüber befinden sich zwei aufrecht stehende Löwen. In den Bogenzwickeln halten zwei Sieges- oder Friedensgöttinnen Palmzweige und Kränze in den Händen. Bekrönt wird das Portal durch zwei Lanzenträger in Pluderhosen. Die ganze Vielfalt der Renaissanceornamentik ist hier vertreten: Beschlag- und Rollwerk, Masken, Löwen, Muscheln, Ketten, Ringe... Das Portal ist 1989 in seiner ursprünglichen Farbigkeit restauriert worden.

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Das Renaissanceportal in der Gördelinger Straße


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Ursprünglich stand hier ein stattliches Gebäude mit drei Geschossen, das oberste in Fachwerk. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört, die restliche Ruine 1973 abgebrochen. Nur das rundbogige Sitznischenportal kündet noch von dem einstigen Reichtum. Das Portal mit der Jahreszahl 1584 zeigt  die typischen Schmuckformen seiner Zeit wie Beschlagwerk, Fruchtgehänge, Maskenköpfe. In den Zwickeln halten zwei Engel Wappenschilde. Die beiden flankierenden Säulen tragen ein Gebälk mit der Inschrift: NISI DOMINVS : FRVSTRA . ANNO 1584, was übersetzt etwa "Ohne den Herrn : ist alles vergebens" bedeutet. Das Gebälk wird von einem durch zwei kleine Säulen eingerahmten Wappen bekrönt, links und rechts davon befinden sich Masken mit Fruchtgehänge. Weitere Wappensteine des zerstörten Hauses wurden auf der Rückseite eingelassen.

Portal und Details
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"Im Jahr 1581 ging das Haus in den Besitz des Hilmar von Strombeck (1557–1627) und seiner Frau Catharina Schrader (1566–1620) über. Bis 1689 blieb es im Besitz der Familie von Strombeck. Der Neubau begann 1584 unter Leitung des Baumeisters Weymar Heinemann, die Portale sind Arbeiten der Steinmetzmeister Balthasar Kircher und Wolter Hasemann, die auch am Gewandhausvorbau gearbeitet haben."
(zitiert nach: Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528;
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 214† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0021409.)

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    NISI DOMINVS : FRVSTRA . ANNO 1584
   Ohne den Herrn ist alles vergebens. 1584
Das Portal wurde 1975 etwas zurückgesetzt und bildet heute den Eingang zur Bartolomäustweete.


Das Renaissanceportal am Achtermannschen Haus

  
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Das Achtermannsche Haus in Braunschweig
Ein schönes Beispiel für eine gelungene Rekonstruktion ist das sogenannte "Achtermannsche Haus" in der Reichsstraße in Braunschweig. Das 1944 im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstörte Gebäude wurde bis 1947 wieder hergestellt, wobei das einstige Fachwerkobergeschoss jetzt (vereinfacht) in Stein ausgeführt wurde. Ursprünglich wurde das Haus von 1626-1630 vom Baumeister Ulrich Stamm für den Kaufmann Georg Achtermann und seine Frau Lucia von Strombeck erbaut. Baumeister Stamm hat sein Werk selbstbewusst an der Fassade signiert: Am Erker finden wir neben der Jahreszahl 1630 seinen Namen VLRIG STAM und im Zuganker daneben sein Steinmetzzeichen. Auch der Anker neben dem Portal enthält sein Zeichen.

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Portal
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Erker
Portal und Erker sind architektonische Kostbarkeiten, die mit ihrer reichen Dekoration der Spätrenaissance bereits den Übergang zum Barock andeuten. Hier ist alles an Dekoration zu finden, was zur damaligen Zeit en vogue war: Wappen, Beschlagwerk, kleine Obelisken, Schnecken und Rollwerk, skurrile Masken...
Auf dem Erker steht die Figur des hl. Georg.

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Detail am Portal
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Details am Erker
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Bemerkenswert ist das am Portal realisierte allegorische Figurenprogramm der Tugenden: Links am Portal finden wir die Stärke (mit Säule) und rechts die Mäßigung (oder die Enthaltsamkeit, mit Gefäß) als Tragefiguren (Karyatiden), auf dem Gebälk darüber links die Liebe (oder Barmherzigkeit, mit Kindern) und rechts die Hoffnung (mit Anker). In der Mitte befindet sich das Doppelwappen des Ehepaares, bekrönt von der Allegorie des Glaubens (mit Buch).

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Das Portal der Martinsschule

Breite Straße 3-4
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Portal der Martinsschule
Auf der Tafel neben dem Portal kann man folgendes lesen: "Das Renaissanceportal wurde 1592 wahrscheinlich von Balthasar Kircher für die Lateinschule Martineum (1415 gegründet) am Bankplatz geschaffen. Es ist mit Frei- und Hochrelieffiguren reich ausgestattet. Die Figuren auf der Portalsbedachung verkörpern die sieben freien Künste, von links nach rechts: Grammatik (auf dem Bogen links), Dialektik, Rhetorik, die Musik inmitten zweier musizierender Putten als Krönung der Türfassung, Arithmetik, Geometrie, Astronomie (auf dem Bogen rechts). Das Relief oben in der Mitte zeigt den Heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Nach der Zerstörung des Martineums 1944 ist das Portal geborgen und 1953 in einen Neubau des Gymnasiums Martino-Katharineum übernommen worden."
(Textquelle: Infotafel am Gebäude)

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Details am Portal der Martinsschule. Man beachte die starke S-förmige Krümmung der beiden äußeren
Figuren (Dialektik u. Geometrie), ein typisches Merkmal der Spätrenaissance.


Renaissanceportal Reichsstraße/Opfertwete


Der Durchgang von der Reichsstraße in die Opfertwete wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg angelegt, er wird von den Resten eines Renaissanceportals aus dem Jahre 1619 geschmückt. Ursprünglich befand sich das Portal an einem (durch den Krieg zerstörten) Patrizierhaus in der Wilhelmstraße. Ein Wappen (mit zweischwänzigem Löwen!) in der reichverzierten Kartusche bildet die Portalbekrönung. Das Wappen wird von zwei  Kriegern mit Hellebarden flankiert.

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Fassade und Portal am Gewandhaus Braunschweig


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Am Ende des 16. Jahrhunderts wird die Freude an Ornamenten bei den Renaissancebauten immer größer, werden Gesimse und Rahmungen als gliedernde Bauelemente immer plastischer. Einen Höhepunkt der Renaissancebaukunst stellt die um 1590 von Balthasar Kircher geschaffene Ostfassade des Braunschweiger Gewandhauses dar. Die Fassade ist eine aus Quadrat (untere vier Geschosse) und Dreieck (Giebel) grandios gebildete Schauwand.
(Ausführliche Beschreibung --> Wikipedia)

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An der Nordseite des Gewandhauses (zum Altstadtmarkt) befindet sich ein prächtiges Portal, das in den Sitzungssaal der Industrie- und Handelskammer (IHK) führt. Das Portal ist jedoch hier nicht ursprünglich, es gehörte einst zur Hagenmarkt-Apotheke und wurde nach den Kriegszerstörungen erst 1950 hierher versetzt. Zwei Karyatiden (oder Hermen) tragen das Gebälk mit der Inschrift: VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM - Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit - ein typischer Spruch der Reformationszeit. Darüber halten zwei aufrecht stehende Löwen die Wappenkartusche mit dem Braunschweiger Löwen.


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zu Portalen an Schlössern, Gutshäusern, Adelssitzen