Mauern, Tore und Türme in Brandenburg

Die Stadtbefestigung in Prenzlau: Stadtmauer, Wiekhäuser, Tore und Türme


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Stadtansicht Prenzlau, Merian 1652, Quelle: Wikimedia

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"Große Woge" am Unterucker-
see in Prenzlau
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Prenzlau - Stadt küsst See
Stadt küsst See - so lautet die Überschrift auf einer Informationstafel an der Uferpromenade am Unteruckersee in Prenzlau. Das ist nicht übertrieben, denn die Anlagen laden zum Bummeln und Verweilen (und küssen ;-)) ein. 2013 fand hier die Landesgartenschau statt, und es lässt sich einmal mehr feststellen, dass solche förderlichen Veranstaltungen lange positiv nachwirken. Am Seeufer starten wir deshalb jetzt unseren Rundgang durch die Stadt und entlang der Stadtmauer am Mitteltor.

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Mitteltor und Marienkirche

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Mitteltor und Marienkirche, Prenzlau
Das Mitteltor mit der Marienkirche im Hintergrund stellt die bekannteste Stadtansicht Prenzlaus dar. Der Backsteintorturm (nur der untere Teil besteht aus Feldsteinen) stammt aus dem 15. Jahrhundert und vereint die zwei architektonischen Elemente des früher entstandenen Blindower Tores, "dessen ausgekragte ehemalige Holzgalerie hier massiv ausgebildet ist und den sehr eigenwilligen und kecken Aufbau wesentlich bestimmt. Die achtseitige, von Granitkonsolen getragene überdachte Galerie verbindet überzeugend den quadratischen und durch abgeschrägte Ecken dann achtseitigen unteren Turmteil mit dem runden oberen." (Dehio) Der Turm wird mit einem Zinnenkranz und Kegelhelm nach oben abgeschlossen. Die ursprüngliche seitliche Durchfahrt ist nicht erhalten, der jetzige Anbau mit Tordurchgang stammt aus dem Jahr 1928.

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An dieser Stelle muss unbedingt die Marienkirche, die Hauptpfarrkirche der Stadt Prenzlau, noch kurz Erwähnung finden, stellt sie doch einen der bedeutendsten mittelalterlichen Backsteinbauten Norddeutschlands dar. Berühmt ist vor allem der prächtige Ostgiebel: Frei vor der Wand stehend entfaltet sich das reiche Stab- und Maßwerk des Giebels, welches in seiner großartigen Komposition mit dem Maßwerk an der Westfassade des Kölner Domes verglichen wird - hier allerdings in Backstein!

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Zurück zum Mitteltorturm: seine Gestalt stand Pate bei der Gestaltung der Türme an der 1894-1896 errichteten Oberbaumbrücke in Berlin.
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Stadtmauer und Wiekhäuser

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Direkt an der Stadtmauer hatte im Mittelalter die Schuhmacherinnung ihr Areal: Wie bei archäologischen Untersuchungen deutlich wurde, fertigten die Schuhmacher auf dem "Lohhof" ihr Leder selbst. (Da, wo heute Autos parken, befanden sich die Lohegruben.) Der hier vorhandene Mittelgraben diente sowohl dem Antransport der Tierhäute als auch zur Wasserversorgung. Das interessante Gebiet wurde zwischen 2010 und 2011 neugestaltet. Zum Glück findet der Bürgermeister sehr klare Worte!

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Stadtmauer und Wiekhausreste im Bereich des ehemaligen Lohhofes

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Prenzlau, der Hauptort der Uckermark,  wurde 1188 erstmals urkundlich genannt und von den Landesherren mit städtischen Rechten ausgestattet. Dazu gehörte auch die Stadtbefestigung, zuerst nur Holz-Erde-Konstruktionen (Palisaden, Wall und Graben), erfolgte ab 1287 der Mauerbau aus Stein. Die Stadtmauer hatte ursprünglich eine Länge von etwa 2600 Metern und soll durch etwa 60 Wiekhäuser gesichert gewesen sein. Zur Stadtbefestigung gehörten desweiteren 4 Stadttore, 2 Mauerpforten und 2 Mauertürme.

Stadtmauer und Wiekhäuser in Prenzlau
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"Die teilweise erhaltene Mauer (ist) über einem Feldsteinunterbau zum größeren Teil in Backstein ausgeführt, (und ist) wohl im wesentlichen noch die ursprüngliche vom Ende des 13. Jahrhunderts. (Dafür) sprechen auch die ins späte 13. Jahrhundert datierbaren Backsteintore; im Gegensatz zu den sonst üblichen Feldsteinbefestigungen (z. B. in Templin) lässt die Verwendung des Backsteins zum Mauer- und Torbau die große Bedeutung der Stadt im ausgehenden 13. Jahrhundert erkennen." (Dehio)
Etwa die Hälfte der ursprünglichen Stadtmauer ist erhalten und heute hervorragend restauriert.

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Der Blindower Torturm (auch Stettiner Torturm)

Eine Tafel vor dem Turm klärt uns über die Details auf:
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"Stadttore waren vorrangig Verteidigungsbauten. Im Lauf der Zeit versinnbildlichten sie aber auch die städtische Autonomie und den Stolz der Städtebürger und wurden deshalb architektonisch geschmückt.
Das Stettiner Tor (auch Blindower Tor genannt) ist Bestandteil der mittelalterlichen Wehranlage der Stadt. Es entstand im 13. Jh. als ursprünglich quadratischer Wehrturm mit Zinnen (heute noch in der Mitte des Turmes zu erkennen). Durch die Einführung von Feuerwaffen wurde es notwendig Stadtmauern und Türme zu erhöhen. Der Stettiner Torturm wurde im 14./15. Jh. in Rundform erhöht, um möglichst wenig Angriffsflächen für den feindlichen Beschuss zu bieten.

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An der Stelle der alten Zinnen erhielt er eine vorgekragte Holzgalerie (vergleichbar mit der des Mitteltorturmes), die jedoch vermutlich während des großen Stadtbrandes von 1483 abbrannte. Gleichzeitig mit der Erhöhung des Torturmes wurde ein Zwinger angelegt, der vom Torturm aus in nördlicher Richtung über zwei Gräben zu einem Vortor führte. An der Stadtseite des Turmes ist auch heute noch ein Riss im Mauerwerk zu erkennen, der vom Zinnenkranz an abwärts führt. Dieser entstand vermutlich in der Zeit der Belagerung Prenzlaus durch die Pommern im Jahre 1425.
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Blindower Tor, Auschnitt aus
der Stadtansicht 1652, Merian
Der Zwinger wurde im Jahr 1842 abgetragen und durch einen Torbau aus Pfeilern ersetzt. Die alte Tordurchfahrt, die im 15. oder 16. Jh. zugemauert worden war, wurde 1860 wieder eröffnet."

Auf dem Stich von Merian sind das Vortor, die Zwingermauern, der Torturm und mehrere Wiekhäuser am Blindower Tor deutlich zu erkennen.
Der Turm hat eine Höhe von 32 Metern.


Steintorturm (auch Schwedter Torturm)


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Der Steintorturm ist ein quadratischer Backsteinturm, mit ehemaliger seitlicher Tordurchfahrt. Diese ist leider  nicht erhalten. Der Unterbau des Turms stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, man kann die ursprünglich abschließenden Zinnen noch erkennen.
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Zinnen am Turm
Im 14. Jahrhundert erfolgte eine Erhöhung, der obere Teil des Turmes wird an allen vier Seiten durch einen Zierfries, hohe Maßwerkblenden und einen Wappenfries geschmückt. Wahrscheinlich bestand einst auch ein abschließender Kegelhelm. Der Turm hat eine Höhe von 22 Meter.

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Mauertürme

Die Stadtmauer...

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...ist nicht nur mit den rechteckigen Wiekhäusern versehen worden, auch drei Mauertürme sind bis heute erhalten: der annähernd quadratische Seilerturm aus dem 13. Jahrhundert sowie, aus dem 15. Jahrhundert stammend, der Pulverturm und der sogenannte "Hexenturm" mit Zinnenkranz und gemauertem Kegeldach.

Stadtmauer mit Pulverturm und Seilerturm
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"Hexenturm" in Prenzlau
Am Hexenturm informiert eine Tafel: "Der 25 m hohe Hexenturm wurde 1494 als Kanonenturm nachträglich in die Stadtmauer eingefügt. Der nur durch eine Leiter erreichbare Eingang liegt in vier Metern Höhe. Alle Geschosse werden von Kreuzgewölben überspannt. Das acht Meter tiefe Erdgeschoss diente als Verließ, im 17. Jahrhundert vor allem für die der Hexerei bezichtigte Frauen. Es war ursprünglich nur durch ein Loch in der Decke mittels Leiter betretbar.
2010/11 wurde der Hexenturm saniert und zeigt heute eine Ausstellung zur benachbarten Saatkrähenkolonie."

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Der "Hexenturm" in Prenzlau

Unweit des Schwedter Tores, direkt hinter der Stadtmauer, befindet sich das ehemalige Dominikanerkloster. Es ist heute Museum - hier sehen Sie zum Beispiel die berühmten Schwurhände und können noch viel mehr über Prenzlau, die Stadtgeschichte und die Umgebung erfahren. Es lohnt sich!

Stadtmauer mit Wiekhaus, ehemaliges Dominikanerkloster
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Quellen:
- Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, überarbeitet vom: Inst. f. Denkmalpflege, Bezirke Neubrandenburg, Rostock, Schwerin; Akademie Verlag Berlin 1980, 2. Auflage
- Informationstafeln an und vor der Stadtmauer, Prenzlau

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